Ich bin Tina. Mutter einer 13-jährigen Tochter, ehemalige Führungskraft bei Lufthansa, heute Scrum Master bei den NanoGiants – und ziemlich überzeugt davon, dass Teilzeit und Leadership nicht nur zusammenpassen, sondern sich hervorragend ergänzen können.
Ich habe 15 Jahre bei Lufthansa gearbeitet, die meiste Zeit davon in Führungspositionen. Ich liebte das Tempo, die Verantwortung, den Austausch – doch mit der Schwangerschaft kam der Bruch. Es war organisatorisch nicht mehr vereinbar, ich kündigte. Und fiel in ein Loch.
Die fünf Jahre danach waren alles andere als leicht. Ich verlor meine berufliche Identität, rutschte in einen Burnout, fühlte mich überfordert, entwurzelt, wertlos. Aber genau dieser Zusammenbruch war mein Wendepunkt. Ich musste – und wollte – mich da selbst wieder rausholen. Schritt für Schritt. Und wie im Flugzeug galt: Erst die eigene Sauerstoffmaske aufsetzen, dann helfen. Auch meiner Tochter.
In dieser Phase lernte ich, auf mein Bauchgeflüster zu hören – und gründete genau daraus mein eigenes Business: Kopfsalat & Bauchgeflüster. Ich wurde Coach, Trainerin und Keynote Speakerin mit Fokus auf psychologische Sicherheit, Kommunikation und agiles Arbeiten. Es war selbstbestimmt, frei, sinnstiftend – aber oft einsam. Keine Zugehörigkeit, wenig Feedback, kein echtes Team. Wachstum braucht Verbindung.
Dann sah ich die Stellenausschreibung der NanoGiants. Es passte einfach. Heute arbeite ich als Scrum Master – und das in Teilzeit mit rund 20 Stunden pro Woche. Ich begleite crossfunktionale Teams, moderiere Retros, plane Sprints, löse Blockaden, stärke die Selbstorganisation, schaffe Raum für Feedback und Lernen – klassische Scrum-Master-Arbeit. Aber eben mit Herz, Haltung und einem sehr bewussten Umgang mit Zeit.
Ich führe lateral – also ohne disziplinarische Verantwortung. Und gerade das funktioniert wunderbar, wenn psychologische Sicherheit und Vertrauen die Basis sind. Ich brauche als Führungskraft nicht auf alles eine Antwort. Ich darf genauso Schwächen zeigen wie jeder andere im Team. Führung bedeutet für mich heute: Raum halten. Zuhören. Wertschätzen. Fragen stellen. Gemeinsam wachsen. Und: Spaß haben.
Teilzeit fordert Fokus. Ich kann nicht alles machen – also muss ich das Richtige machen. Priorisierung ist mein ständiger Begleiter. Agiles Arbeiten mit seinen Prinzipien wie Inspect & Adapt ist dafür ideal. Ich bin flexibel, mein Team ist flexibel. Termine, Zeiten, Formate – vieles lässt sich gestalten, wenn die Haltung stimmt.
Was mir hilft?
Aha-Moment? Gab es viele.
Teilzeitführung funktioniert, wenn ich Raum bekomme – und gebe. Ich erlebe täglich, wie viel möglich ist, wenn Wertschätzung, Vertrauen und Eigenverantwortung gelebt werden. Und ja, manchmal kommt alles anders als geplant. Aber genau dann zeigt sich: Führung bedeutet nicht Kontrolle, sondern Klarheit und Haltung.
1. An alle Mütter:
Bitte verkauft euch nicht unter Wert.
Teilzeit heißt nicht: zweite Wahl.
Teilzeit heißt: Verantwortung übernehmen, für euch – und für das, was wirklich zählt.
2. An Unternehmen:
Wenn ihr Verantwortung nur in Vollzeit denkt, verschenkt ihr Potenzial.
Unsere Arbeitswelt hat sich verändert. Eure Denke auch?
3. An junge Frauen mit Kinderwunsch:
Karriere und Kind sind kein Widerspruch – nur eine Frage des Setups.
Wenn euer Arbeitgeber das nicht unterstützt, stimmt womöglich die Wertekultur grundsätzlich nicht. Dann ist es Zeit, weiterzuziehen.
Ich führe heute bewusster, authentischer, menschlicher – weil ich mich selbst führen gelernt habe.Ich arbeite in Teilzeit – und brenne 100 %.Ich bin Mutter – und wachse weiter.Und wenn das alles kein Widerspruch ist, was dann?